Österreich: Tiroler Königsetappe Motorradtour
- 340 km
- 2 Tage
- 2510 m
Ab auf die adelige Straße
Wir machen uns von Österreich zu einem Abstecher nach Italien auf – und nehmen auf dieser anspruchsvollen Tagestour feinste Bikerleckerbissen sowie manchen Höhenmeter mit. Wirklich schade, dass wir uns heute Morgen so sputen müssen, denn das Frühstück des Sporthotels Weisseespitze hier im Kaunertal ist mehr als reichhaltig. Doch Charly, der Chef des Hauses, hatte uns gestern den Mund mit etwas anderem wässrig gemacht – einer Tour, die Nord- mit Südtirol und damit zwei Länder und vor allem einige grandiose Pässe miteinander verbindet.
Um 9 Uhr sind daher sowohl Menschen, als auch zugehörige Maschinen startklar. Zunächst cruisen wir gemütlich auf die 1.558 Meter hohe Piller Höhe. Diese verbindet das obere Inntal mit dem Pitztal und stellt eine bikerfreundliche Alternative zur stark befahrenen Strecke über Landeck dar. Die zwar recht enge, aber nur spärlich befahrene Straße führt hinauf zum „Gacher Blick“. Der Ausblick – nach oben auf die Berge des Kaunergrats und nach unten auf das stolze 700 Meter tiefer gelegene Inntal – hält uns für einige Minuten gefangen.
Allzu lange verweilen wir aber nicht, schließlich haben wir noch etliche Kilometer vor uns. Unser nächstes Ziel ist das Ötztal, ebenfalls ein Seitental des Inn. Die Ötztaler Straße führt uns zur Timmelsjoch-Hochalpenstraße – und zum höchstgelegenen Grenzübergang Österreichs. Schon bald ist Sölden, einer der legendären Promi-Skiorte, erreicht und kurz hinter Hochgurgl stehen wir an der Mautstelle Schlange. Wir sind offenbar nicht die einzigen, die sich die Panoramastraße heute vorgenommen haben.
Die Asphaltstrecke hinauf zum 2.509 Meter hoch gelegenen Timmelsjoch bezwingt den Berg auf zwölf Kilometern mühelos und passt ihre geschwungenen Kehren harmonisch in die Landschaft ein. Gut ausgebaut und mit einer Vielzahl interessanter Aussichtspunkte versehen, ist sie die elf Euro Maut allemal wert. Auf der Passhöhe begrüßen uns eisiger Wind und Schnee – mitten im Hochsommer. Daher verkneifen wir uns die Verschnaufpause und fahren ohne Stopp weiter.
Die Motorradtour führt nach Italien
Ganz allmählich vollzieht sich dann die Wandlung: War die Fahrt hinauf noch von kahlen Felswänden und kühlen Temperaturen geprägt, wird es langsam wärmer, grüner und die Landschaft lieblicher – eben mediterran. Als wir den Makulatur gewordenen Grenzübergang erreichen, stellen wir verblüfft fest: Es riecht sogar anders.
Der Eintritt nach Bella Italia bringt es mit sich, dass die Straße enger und längst nicht so gut in Schuss gehalten wird wie auf der nördlichen Seite. Mag so manch einer über die Gebühren in Österreich schimpfen, hier wird deutlich, was sie bewirken, wenn sie denn in den Straßenbau investiert werden.
In Südtirol angekommen, sind die folgenden 21 Kilometer harte Arbeit. Zunächst versuchen sanft geschwungene Geraden uns noch in Sicherheit zu wiegen, doch die dann folgenden – nahezu unbeleuchteten Tunnel – mahnen bereits zur Vorsicht. Die neun engen Kehren steil hinab nach St. Leonhard im Passeiertal haben es in sich: Das Panorama drumherum kann nur genießen, wer anhält. Während der Abfahrt ist mit einem Höhenunterschied von satten 1.800 Metern selbst für geübte Fahrer äußerste Konzentration angesagt.
Dann ist es geschafft, wir rollen auf der „Ebene“ durch das Örtchen Moos und biegen kurz darauf links ab. Die Pause muss noch einige Kilometer warten, denn wir haben Blut geleckt: Die Staatsstraße 44 – besser als Jaufenpass bekannt – lockt. Wir folgen, dem antiken Helden Odysseus gleich, dem Sirenen ähnlichen Ruf der sich ankündigenden Kurven.
Einer Verführung der anderen Art erliegen wir schon wenige Kehren weiter: Die Augen erspähen ein Gasthaus und der Magen leitet prompt eine Eilmeldung ins Hirn: Hunger! Richtig, da war doch noch was, wie der Blick auf die Uhr bestätigt: höchste Zeit für ein leckeres Mittagessen. Die weitere Auffahrt auf den nördlichsten inneritalienischen Alpenpass kann wenig später gut gelaunt fortgesetzt werden. Die 39 Kilometer lange Strecke präsentiert sich landschaftlich vielfältig und mit breiten Kurven. Je höher wir kommen, um so breiter wird auch das Grinsen in unseren Gesichtern. Dafür sind vornehmlich die 20 Spitzkehren verantwortlich. Angesichts der sengenden Mittagshitze nehmen wir dankbar ein Schatten spendendes Waldgebiet wahr, das dennoch immer wieder imposante Ausblicke zulässt. So sind wir fast ein wenig enttäuscht, als wir das Ortsschild von Sterzing erblicken.
Obwohl unser Hunger gestillt ist, sind wir noch lange nicht satt. Daher steht uns auch nicht der Sinn nach einem Bummel durch den historischen Kern der ehemals wichtigen Handelsstadt im Eisacktal. Wir folgen der Beschilderung zum legendären Brenner, der schon im Mittelalter der am häufigsten genutzte alpine Übergang gewesen ist – und bis heute die meist befahrene Verbindung von Österreich nach Bella Italia. Beide Staaten beschlossen in den 1960er Jahren, die Brennerachse durch den Bau einer Autobahn zu entlasten. Heutzutage präsentiert sich diese vierspurig, dennoch durch den enormen Transitverkehr nicht nur zu Hauptferienzeiten sehr staugefährdet.
Die Verantwortlichen waren jedoch so weitsichtig, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaute länderverbindende Bundesstraße weiter in Schuss zu halten, so dass sich diese „alte Brennerstraße“ nunmehr als höchst interessante Motorradalternative anbietet. Wir folgen ihrem Verlauf und schicken dabei ein Stoßgebet gen Himmel: Nur wenige Wohnmobile trauen sich ob der recht steilen und engen Strecke auf diese Route, Lkw ist das Befahren sogar ganz verboten – und eine Maut ist auch nicht fällig. Was will das Bikerherz mehr?
Vom Brennerpass geht die Fahrt zum Kühtaier Weidevieh
Die Bergidylle nimmt uns bald wieder ein, denn die Brennerstraße hat schließlich noch einige sehenswerte Schmankerl in petto – nun auf österreichischer Seite.
Wir passieren den idyllischen Brennersee und fahren durch die schmucken Städtchen Gries, Steinach und Matrei weiter in Richtung Innsbruck. Unter der Europabrücke, der mit 190 Meter über Grund höchsten Balkenbrücke Europas, hindurch geht es schließlich weiter nach Natters. Die hübschen Bergdörfer oberhalb Innsbrucks firmieren als „Feriendörfer“. Deshalb halten wir uns auf den folgenden Kilometern peinlich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzung und passieren in aller Ruhe Göztens, Axams und Kematen, wo wir abzweigen, um nach Kühtai zu gelangen.
Ein weiteres Hinweisschild warnt: „Unbeaufsichtigtes Weidevieh“. Nun lauern nicht gleich hinter jeder Kurve eine Herde Kühe, Pferde oder Schafe, dennoch: Das eine oder andere Prachtexemplar schaut immer mal wieder neugierig vorbei. Unterwegs begegnen wir definitiv mehr Tieren als Menschen, was auch nur wenig verwundert, da in dem mit 2.020 Metern höchstgelegenen Skiort Österreichs lediglich acht Einwohner gemeldet sind.
Aber auf Motorradreisende ist doch immer Verlass: Zu unserer Rechten erblicken wir an der Dortmunder Hütte zunächst die Bikes und dann die zugehörigen Fahrer. Der perfekte Ort für eine Kaffee-Pause. Während wir auf der Terrasse auf die Stärkung warten, droht die Sonne in den Speichersee Längental zu versinken.
Bald wird es dunkel und vor uns liegen noch fast 70 Kilometer. Also verkneifen wir uns das eigentlich erhoffte Stück Kuchen und brausen, nun wieder zügiger, weiter. In engen Kurven geht es steil bergab und schon bald haben wir den Kreis geschlossen und sind wieder ins Ötztal gelangt. Da wir die Reststrecke über Piller nun schon kennen und unsere Mägen immer lauter knurren, reißen wir das restliche Stück ab, so schnell es die österreichische Staatsgewalt eben erlaubt. Kaum im Hotel angekommen, werden wir freudig begrüßt: „Wie war’s? Erzählt! Nein, halt wartet. Ihr habt’s doch sicher Hunger – und a großes Bier könnt’s sicher jetzt auch gebrauchen!“ Nicht nur Charly, sondern auch seine Frau Karin kennen eben die Wünsche ihrer motorradfahrenden Gäste…
Therme mit Gipfelblick
Natürlich möchten Biker in erster Linie fahren, doch sollte ein Schlechtwetter-Tag das Vergnügen trüben oder die strapazierten Muskeln schmerzen, lohnt ein Aufenthalt im Aqua Dome. Mitten in den Ötztaler Alpen, genauer in der Tirol Therme Längenfeld, ist Erholung garantiert.
Auf gut 50.000 Quadratmetern lockt nicht nur die futuristische Architektur, sondern vor allem das inszenierte Nass. Die diversen Innen- und Außenbecken sind mit 34 bis 36 Grad warmen Wasser gefüllt, das von den Höhen der umgebenden Gletscher durch das Gestein ins Erdinnere rinnt und dann aus rund 1.800 Metern Tiefe als Thermalwasser wieder heraussprudelt. Der Saunabereich bietet verschiedenste Aufgüsse und Dampfbad-Angebote. Entspannung versprechen zudem zusätzlich zum Eintrittspreis buchbare Massagen.
Weitere Infos: www.aqua-dome.at
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Hinweis zum Kartenmaterial
Um die Nachfahrbarkeit unserer Tourenvorschläge zu gewährleisten, bieten die hier angebotenen gpx-Downloads eine hohe Wegpunktdichte und sind mit dieser Datenmenge nicht auf jedem Navisystem direkt darstellbar. Zur Bearbeitung kannst du diese gpx-Dateien in das für dein Navigationsgerät passende Routenprogramm importieren und dann in für das Gerät verdauliche Portionen aufteilen. Die endgültige Dateigröße ist dann abhängig vom Navi-Modell und der zugehörigen Software-Version. Solltest du keine Routensoftware besitzen, lässt sich diese Datei auch in den gängigen Online-Routensystemen bearbeiten. Diese bieten für nahezu alle Geräte auf dem Markt die passenden Konvertierungstools.