Deutschland Motorradtour
- 2910 km
- 10 Tage
- 800 m
Deutschland-Runde – Von der See zu den Alpen und wieder zurück
Deutschland als Reiseziel – lohnt sich das überhaupt? Wird das nicht schnell langweilig? Nach unserer "Tour de Republik" können wir diese Frage ganz klar beantworten: Ja, es lohnt sich und langweilig wurde es nirgendwo. Schon der Ausgangspunkt, Deutschlands größte Insel Rügen, überrascht uns nicht nur mit großartiger Natur, sondern auch mit einigen wirklich netten Kurvenkombinationen. Die erste Etappe von der Ostsee zur Hauptstadt hat geradezu meditative Qualitäten: die Weite und Ruhe der Uckermark, die alten Alleen und die malerischen Seen sind für uns das perfekte Kontrastprogramm zu dem, was uns als nächstes erwartet: Kulturprogramm in Berlin und Potsdam.
Ein Kaffee am Bikertreff Spinnerbrücke
Preußische Schlösser, das Brandenburger Tor, Kreuzberger Szeneläden – alles schön und gut. Aber wer als Motorradfahrer wirklich was erleben will, muss auf einen Kaffee zur Spinnerbrücke. Der Name ist Programm. Wir bleiben über Nacht und gewöhnen uns schnell an die oft zitierte Berliner Luft. An die vielen Baustellen in der immer noch rasant wachsenden Stadt gewöhnt man sich nicht so schnell. Offensichtlich hat man alles Arbeitsgerät vom nicht fertigstellbaren Flughafen abgezogen und in die Innenstadt gekarrt.
Am nächsten Morgen führt uns die Route zunächst parallel zur polnischen Grenze. Endlich wieder Ruhe. Die Straßen durch den Spreewald nach Cottbus und weiter nach Bautzen gehören uns fast alleine. Bevor wir die Sachsenmetropole Dresden erreichen, steuern wir noch die Burg Hohnstein an, die ihrem guten Ruf als Bikertreff voll und ganz gerecht wird.
Dresden, auch Elbflorenz genannt, überrascht uns mit perfekten Voraussetzungen zum Sightseeing. Einmal das Bike geparkt, kann man von Semperoper bis Zwinger alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen. Feuchtfröhlich wird es am Abend, wo wir uns mit zwei guten Bekannten zum Kneipenbummel in der Dresdner Altstadt verabredet haben.
Zwischenstopp unserer Motorrad-Reise am Fichtelberg
Mit einem Zwischenstopp auf dem 1.214 Meter hohen Fichtelberg, unweit des Sachsenrings, touren wir am nächsten Tag durch das Erzgebirge. Fahrvergnügen und Landschaft begeistern uns. Am Nachmittag erreichen wir das bayerische Oberfranken und durchqueren Fichtelgebirge (nicht verwechseln!) und Frankenwald. Mit Kulmbach erreichen wir die ungekrönte Bierhauptstadt Deutschlands. Die Überprüfung dieses Rufes geht nicht ohne eine Übernachtung. Kulmbach besteht den Test und steht zumindest zur gigantischen Motorrad-Sternfahrt im April auf unserem Tourplan für die neue Saison. Am nächsten Tag folgen wir wieder der Ostgrenze der Republik, vorbei an der Festspielstadt Bayreuth und durch den Oberpfälzer Wald. Nein, da kommt der Ex-Bundeskanzler nicht her, der Pfälzer Wald liegt mehrere hundert Kilometer westlich. Im weiter südlich gelegenen Bayerischen Wald, am Treffpunkt Arbersee ist alles beim Alten, das heißt ohne einheimischen Dolmetscher geht nichts. Keine Angst, die Speisekarte ist in Hochdeutsch verfasst, verhungern muss keiner.
Nach berlinerisch, sächsisch, fränkisch und jetzt „boarisch“ haben wir in wenigen Tagen diverse Sprachzonen der Republik durchfahren. Beim Treml Franz – ordentlich, wie es sich in Bayern gehört, nennen wir den Nachnamen zuerst – parken wir unsere Maschinen am Abend in der Motorradgarage des Bikerhotel Spiegelau und kurz darauf serviert Mutter Treml regionale Spezialitäten in fester und flüssiger Form.
Nach dieser Schlemmerei verlassen wir anderntags das größte zusammenhängende Waldgebiet Bayerns und steuern Passau an. Dort, am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz, holen uns göttliche Unterstützung im Stephansdom und erreichen nach herrlichen 150 Tourenkilometern das Bayerische Meer, den Chiemsee.
Man muss schon in die Orte wie Seebruck oder Prien hineinfahren, wenn man direkt ans Wasser will, welches ansonsten ziemlich umzäunt ist und kaum Einblicke erlaubt. Dafür können wir den Seeblick bei Weißwurst und alkoholfreiem Weizen genießen.
Wendemarke unserer Tour: die Zugspitze
Jenseits des Wassers erkennen wir schon die ersten Berge der Alpen. Wir nähern uns der Wendemarke unserer Tour an der Zugspitze. Bis dahin haben wir noch einige der schönsten Strecken dieser Rundreise vor uns. Und so bollern wir begeistert durch die deutschen Alpen, lassen Bad Tölz rechts liegen, genießen die legendäre Kesselbergstrecke (Achtung: am Wochenende gesperrt!) und den smaragdfarbenen Walchensee und erreichen mit dem Barmsee, rund 10 Kilometer von Garmisch entfernt, unsere Übernachtungsstätte fürs Bergfest. Natürlich werfen wir vorher noch einen ausgiebigen Blick auf Deutschlands mit 2.962 Metern höchsten Gipfel. Beeindruckend, auch wenn es nicht ganz ein 3000er ist.
Man muss schon in die Orte wie Seebruck oder Prien hineinfahren, wenn man direkt ans Wasser will, welches ansonsten ziemlich umzäunt ist und kaum Einblicke erlaubt. Dafür können wir den Seeblick bei Weißwurst und alkoholfreiem Weizen genießen.
Mit dem Altmühltal sind die Kurven wieder da. Und im Fränkischen Seenland arbeitet man gerade an einer Motorradkarte für die Region, die sich bestens für genüssliches Cruisen eignet.
Alpine Attribute in der Röhn
Weiter nördlich wird es jetzt wieder wesentlich kurviger und in der Rhön kann dann so manche Straße mit alpinen Attributen überzeugen. Im Biosphärenreservat steht Umweltschutz und Nachhaltigkeit ganz oben auf der Prioritätenliste. Dass sich dies mit Motorrad fahren nicht beißen muss, beweist Matthias im zertifizierten Biohotel Sturm, das gleichzeitig zu den beliebtesten Motorradhotels in Deutschland gehört. Wir quartieren uns für eine Nacht ein, verzehren regionale Produkte aus ökologischem Anbau und sind nicht zuletzt von den intensiven Geschmackserlebnissen begeistert.
Über Hessens höchste Erhebung, die Wasserkuppe, führt uns unser Weg in den Vogelsberg. Auf Europas größtem erloschenen Vulkan lassen wir die Bikes fliegen und genießen eine der schönsten Mittelgebirgsregionen Deutschlands. Wer einmal hier war, bleibt begeisterter Vulkanier. Spätestens beim jährlichen Schottenring-Classic-Grand-Prix kann man sich der Faszination dieser Gegend nicht mehr entziehen. „Zu Gast bei Freunden“ heißt es rund 100 Kilometer Mittelgebirgskurvenspaß später im Ederbergland, wo mit dem kleinen Örtchen Dodenau eine wahre Bikerhochburg wartet. Hier nächtigen Jahr für Jahr viele Tausend Motorradfahrer. Der Bikertreff Arnold und das Hotel Sassor haben dafür jahrelang gearbeitet. Tolle Veranstaltungen, hervorragender Service, Ausstellungspräsenz und vor allem Verbundenheit mit den Gästen sind die Erfolgsfaktoren. Es ist schön festzustellen, dass der Motorradfahrer die Ehrlichkeit einer Leistung anerkennt und nicht zuletzt durch Weiterempfehlung wirkliches Engagement unterstützt.
Durch die Lüneburger Heide nach Hamburg
So bricht dann der letzte Tag unserer Deutschlandexpedition an, der uns durch die Lüneburger Heide nach Hamburg führt. Wer sich zwischen Braunschweig und Hamburg von den großen Hauptstraßen fernhält, wird mit einsamen Sträßchen durch Wälder und Felder belohnt, nur gelegentlich unterbrochen von malerischen Heidedörfern.
Am Hamburger Hafen endet schließlich unsere große Deutschlandtour. Wir haben viel gesehen in den letzten Tagen, wären auch oftmals gerne länger geblieben, auch um die regionalen Tourenhighlights voll auszukosten. Dafür empfehlen wir die Anschlusstouren auf der Internetseite www.louis.de/tourentipps.
Uns ist vollkommen klar, dass diese Deutschlandtour nur eine Variante einer Heimatrunde darstellt und sich auf die östliche Seite konzentrierte. Uns hat es so viel Spaß gemacht, dass wir bereits das Gegenstück auf der Westseite planen. Dann geht es unter anderem durch den Schwarzwald, die Eifel und den Westerwald. Wir hoffen, du bist genauso gespannt wie wir.
Text: Klaus Hinterschuster
Fotos: Patric Birnbreier / Peter Wahl
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Hinweis zum Kartenmaterial
Um die Nachfahrbarkeit unserer Tourenvorschläge zu gewährleisten, bieten die hier angebotenen gpx-Downloads eine hohe Wegpunktdichte und sind mit dieser Datenmenge nicht auf jedem Navisystem direkt darstellbar. Zur Bearbeitung kannst du diese gpx-Dateien in das für dein Navigationsgerät passende Routenprogramm importieren und dann in für das Gerät verdauliche Portionen aufteilen. Die endgültige Dateigröße ist dann abhängig vom Navi-Modell und der zugehörigen Software-Version. Solltest du keine Routensoftware besitzen, lässt sich diese Datei auch in den gängigen Online-Routensystemen bearbeiten. Diese bieten für nahezu alle Geräte auf dem Markt die passenden Konvertierungstools.