Italien: Tirol – Trentino Motorradtour
- 280 km
- 1 Tage
- 1400 m
Von den Tälern des Nordens bis an den Gardasee
Von Tirol ins Trentino. Das ist eine Tour für alle, die den Alpenhauptkamm queren möchten. Von den Tälern des Nordens über feine Pässe in die Sonne des Südens bis an den Gardasee. Eine tolle Kombination. Zwei Wochen Zeit haben wir. Zwei Wochen, um ein paar der schönsten Alpenecken zu durchstreifen. Tirol haben wir hinter uns gebracht, eine Woche voller Touren zwischen Berg und Tal. Jetzt soll es in den Süden gehen, in die Sonne, ans Meer. Na ja, nicht ganz. Aber immerhin an den Gardasee. Torbole ist unser Ziel, gut 300 Kilometer von unserem jetzigen Aufenthaltsort im Kaunertal entfernt. Und dazwischen? Ein paar wundervolle Pässe, Kehren, Kurven und Knüller …
Ein letztes Mal rollen wir aus dem Kaunertal hinaus ins obere Inntal. Schnell ist auch das durchfahren, Pfunds, Nauders, Reschenpass. Ein letzter Blick auf den markanten Kirchturm im Reschensee und wir sind in Südtirol, Bella Italia! Nach kurzer Fahrt rollen wir in Glurns ein. Das malerische Schmuckstück ist schon seit Römerzeiten ein Verkehrsknotenpunkt. Auch im vereinten Europa fließt noch viel Verkehr durch die zweitkleinste Stadt des Kontinents. Nur Rattenberg in Tirol ist noch kleiner – trotz Stadtrechten.
Am mittelalterlichen Marktplatz stehen reichlich Tische und Stühle, auf denen sich Einheimische und Besucher friedvoll vereint in der Sonne räkeln. Wir gesellen uns auf einen Cappuccino hinzu, das markante Tauferer Tor stets im Blick. Später rollen wir unter der Holzgalerie hindurch Richtung erstes Pässe-Highlight: den Stelvio, besser bekannt als Stilfserjoch.
Headbanging auf zwei Rädern
Seine 2.757 Meter machen ihn zum zweithöchsten asphaltierten Gebirgspass der Alpen, bekannt ist er vor allem für seine 48 Kehren, die an der Ostrampe zum Scheitel hinaufführen. Doch die Kehren sind, bei allem sportlichen Ehrgeiz, nichts für runde Schwünge. Dafür sind sie zu eng gebaut. Häufiges Schalten ist angesagt, stets bis hinunter in den ersten Gang. Kurzer Gasstoß, wieder ein, zwei Autos überholt, schon wieder abgebremst und ums nächste Eck. Ein eleganter Tanz ist das nicht, eher Headbanging auf zwei Rädern.
Der Stelvio ist meist nur fünf Monate im Jahr geöffnet. Bei der Höhe wundert das nicht. Dafür ist der Pass mautfrei. Schließlich sollen die Besucher des seit 1935 bestehenden Nationalparks eine der größten Schutzzonen der Alpen reichlich nutzen. Trotz der engen Kehren ist der Pass unter Bikern beliebt. Als wir den Scheitelpunkt erreichen, stehen Motorräder eng gedrängt auf allen Parkzonen rechts und links des Weges. Deshalb schenken wir uns die Pause und nehmen stattdessen die etwas runder zu fahrenden Kehren nach Bormio unter die Räder, das wir 1.500 Höhenmeter tiefer erreichen. Gut, dass wir uns die Pause auf dem Stilfserjoch verkniffen haben, so können wir in dem bekannten Wintersportort ein echtes italienisches Mittagessen verdrücken.
Spaghettigestärkt machen wir uns an den zweiten Teil der Tour. Als nächstes liegt der Gaviapass zwischen uns und dem Val di Sole, dem Sonnental des Trentino, denn noch befinden wir uns in der Lombardei. Also geht es jetzt erst mal wieder 1.400 Meter hinauf in luftige Höhe. Sanft steigt die Alpenstraße an, die insgesamt 43 Kilometer durch eine stille Landschaft führt, was einem auch beim Motorradfahren viel Zeit fürs Sinnieren lässt. Das sind Alpenstraßen, wie wir sie lieben. Hier kommen uns Ideen, hier schütteln wir den Alltag ab und lassen die Seele baumeln. Noch hängen ein paar Wolken über den Gipfeln des Corno dei Tre Signori (3.360 Meter) und des Monte Gavia (3.223 Meter). Deshalb kommen wir an der Baustelle auf der Südrampe auch nicht besonders ins Schwitzen – ebenso wenig wie die Bauarbeiter, die wohl am frühen Nachmittag noch Siesta halten. Ein paar Kilometer weiter biegen wir dann links ab, stoßen über den Passo del Tonale ins besagte Val di Sole hinein, und als hätten wir‘s bestellt, strahlt die Sonne von einem blauen Himmel herab.
Spritzige Erholung an über 100 Seen
Die nächsten Kilometer cruisen wir ostwärts, ein Stück auch entlang der wilden Wasser des Noce. Erstaunlicherweise ist Wasser, zumindest im Sommer, ein herausragendes Thema des Tals, denn mit über 100 Seen auf diesem überschaubaren Raum bietet es reichlich spritzige Erholung.
Genug der Talfahrt, ab geht‘s wieder in die Berge hinauf. Nicht umsonst ist diese Ecke des Trentino im Winter ein Skiparadies. Und einer der bekanntesten Wintersportorte ist Madonna di Campiglio, dass wir nach ein paar Kehren hinauf auf die Pian dei Frari erreichen. Wie viele der Schneelegenden geht es auch hier im Sommer eher etwas beschaulicher zu. Den ewig langen Tunnel der Ortsumfahrung lassen wir rechts liegen und rollen stattdessen durch den ruhig in den Bergen liegenden Ort. Da es heute hier nichts Interessantes zu entdecken gibt, geht es zügig weiter und wir konzentrieren uns wieder auf das Wesentliche, das Motorradfahren.
Ist auch gut so, denn ein paar richtig schöne Strecken können wir uns noch gönnen. Dafür müssen wir die Hauptstraße bei Tione di Trento verlassen, ein Abzweig, den wir fast verpasst hätten. An die italienische Minimalbeschilderung von Nebenstraßen müssen wir uns wohl erst noch gewöhnen. Bolbeno finden wir dann aber doch und mit dem Dörfchen eine schnuckelig schmale Strecke in die Berge. Dann wird es aber unübersichtlich, ein Gewirr an Sträßchen breitet sich vor uns aus, diverse Gebäudekonglomerate gesellen sich dazu. Wir verlieren kurzzeitig den Überblick. Ein unscheinbares Schild führt uns schließlich auf den rechten Weg nach Ballino zurück und weiter zum Lago di Tenno.
Einer der kleineren Bergseen des Trentino liegt in der mittlerweile tief stehenden Sonne vor uns und überstrahlt das Grün der Landschaft mit seinem satten Türkis. Wir gönnen den Bikes einen Moment Pause, dann bollern die Zweizylinder wieder vor sich hin. In engen Kehren geht es steil hinunter nach Riva del Garda, den See stets im Blick. Viele Völker zwischen Po und Isar haben den Gardasee adoptiert. Das „bayerische Meer“ wird es genannt, ebenso wie das „Tiroler Meer“, und schon die Römer wussten die Gegend für ihren Erholungswert zu schätzen. Vor allem ist es aber eins: Ein unglaublich schönes Gewässer, hier an seiner Nordspitze eingebettet in steil aufragende Berghänge zu beiden Seiten. Da kann man sich nur verlieben. Und so freuen wir uns auf eine spannende Woche an und abseits der Ufer dieses Sees.
Zum Abschluss dieses rundum gelungenen Fahrtages gönnen wir uns noch vor dem Einzug ins Hotel Santalucia ein wohlverdientes Gläschen Wein. Dazu laden gleich einige Lokale am Ufer in Torbole ein, unserem Quartier für die nächste Zeit.
Riva del Garda
Ein Aufenthalt am Gardasee wäre unvollständig, würde man sich nicht mal eine kulturelle Auszeit gönnen. Und Riva del Garda, der Hauptort des Nordufers, ist dafür wie geschaffen. Bis zum Ersten Weltkrieg gehörte die Stadt zu Österreich-Ungarn, was man noch an zahlreichen architektonischen Hinterlassenschaften der K.u.K.-Zeit erkennt.
Der schiefe Turm Torre Apponale ragt 34 Meter über den Hafen auf. Ein Aufstieg auf das im Jahr 1220 entstandene Bauwerk eröffnet einen fantastischen Blick über Hafen und Stadt. Auf der anderen Hafenseite liegt, völlig von Wasser umgeben, Rocca da Riva, das aus dem zwölften Jahrhundert stammende Stadtcastell. Es beherbergt das städtische Museo Civico, dessen Exponate Auskunft über die wechselvolle Geschichte des malerischen Ortes geben. Sportliche Naturen finden am nördlichen Gardasee ebenfalls reichlich Betätigung. Die Region ist bei Mountain Bikern ebenso beliebt, wie bei Surfern. Der Ora, ein Südwind, der in der Mittagszeit beginnt und bis in die frühen Abendstunden weht, macht die Gewässer vor Riva und Torbole zu einem Paradies der Winde.
Dieser Tourentipp wurde von der Redaktion des Magazin ALPENTOURER erstellt. ALPENTOURER erscheint vier Mal im Jahr mit Infos zu den schönsten Motorradtouren zwischen Alpen und Adria.
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Hinweis zum Kartenmaterial
Um die Nachfahrbarkeit unserer Tourenvorschläge zu gewährleisten, bieten die hier angebotenen gpx-Downloads eine hohe Wegpunktdichte und sind mit dieser Datenmenge nicht auf jedem Navisystem direkt darstellbar. Zur Bearbeitung kannst du diese gpx-Dateien in das für dein Navigationsgerät passende Routenprogramm importieren und dann in für das Gerät verdauliche Portionen aufteilen. Die endgültige Dateigröße ist dann abhängig vom Navi-Modell und der zugehörigen Software-Version. Solltest du keine Routensoftware besitzen, lässt sich diese Datei auch in den gängigen Online-Routensystemen bearbeiten. Diese bieten für nahezu alle Geräte auf dem Markt die passenden Konvertierungstools.