Deutschlands Südosten Motorradtour
- 1100 km
- 4 Tage
- 1020 m
Quer durch Bayern von Aschaffenburg nach Passau
Unsere Mission Deutschland Südost startet in Aschaffenburg, dem Nizza Bayerns. Bayern? Ja, obwohl die Weißwurstmetropole München rund 400 Kilometer entfernt ist, befinden wir uns bereits im blau-weißen Freistaat. Das sollte hier nur nicht allzu laut geäußert werden, da wir uns in der Region Franken befinden und deren Stolz auf die Zugehörigkeit zu Bayern nicht sonderlich übertrieben nach außen dargestellt wird. Hier in Aschaffenburg betreibt der bekannte Kabarettist Urban Priol seinen Hofgarten und im Colos-Saal geben sich Rockgrößen wie Barcley James Harvest, die Hooters oder Manfred Mann´s Earthband die Klinke in die Hand. Also auf jeden Fall ein Ort, an dem es sich etwas länger aushalten lässt und der uns die ANSCHLUSSTOUR 1 wert ist.
Die für eine Bundesstraße mit attraktiven Kurven ausgestattete B 26 führt uns in Richtung Lohr, bis wir dem gewünschten Abzweig in Richtung Hafenlohr nach rechts folgen. Das Flüsschen Hafenlohr hat ein traumhaft schönes Tal geschaffen. Unglaublich, dass hier einmal ein Stausee geplant war, der dieses romantische Fleckchen zur Unterwasserattraktion degradiert hätte.
Wir erreichen die Stadt Wertheim, die mit ihrer imposanten Burg und einer besuchenswerten Altstadt überzeugt. Bereits hier kündigt sich an, was uns nach etlichen Kilometern durchs romantische Taubertal in Rothenburg ob der Tauber erwartet. Grandiose Steinmasse, zu viel Menschenmasse. Also, am Wochenende eher meiden und unter der Woche genießen. Nachdem wir mit unseren Bikes zukünftig in unzähligen amerikanischen und japanischen Fotoalben, DVDs und Videos erscheinen werden, ergreifen wir die Flucht und lenken die Maschinen in Richtung Fränkisches Seenland. Im gemütlichen Gunzenhausen schlagen wir unser Nachtquartier auf, besorgen uns bei der motorradfreundlichen Touristik die ANSCHLUSSTOUR 2, setzen uns noch in ein Café und schauen bestockten, in Unterhaltungen verwickelte Menschen beim Nordic Talking zu.
Auf zur Motorradsternfahrt
Die Fränkische Schweiz ist unser nächstes Etappenziel. Dazu umfahren wir Nürnberg auf der Südroute der Motorradstraße Deutschland. Angekommen in der Fränkischen kann das Ziel nur Kathi’s Bräu heißen, der Bikertreffklassiker in der Region. Hier ist es deftig und rustikal, also genau das richtige Ambiente für einen Motopoint. Wir legen unsere Landkarte auf den Tisch und erhalten schnell einen Vorschlag für die ANSCHLUSSTOUR 3. Kein Wunder, denn die Anzahl der Roadcaptains im Kathi’s ist nur noch mit der von Fußballexperten in meiner Stammkneipe zu vergleichen.
Kulmbachs Ruf als Deutschlands heimliche Hauptstadt des Bieres gilt es am nächsten Abend zu testen. Davor liegt jedoch ein KulTOURtag in und um den Frankenwald. Bamberg, Bayreuth und Coburg sind mehr als einen Kurzstopp wert. Soviel Zeit haben wir leider nicht. Für ein paar Bratwerscht am Coburger Marktplatz und einem Halt am Bayreuther Festspielhaus reicht es aber allemal.
Schon von weitem zeigt sich nach genussreichen Tourenkilometern die Plassenburg, das Wahrzeichen Kulmbachs. Nach einer ausgiebigen Dusche in unserem Hotel machen sich unsere Mägen bemerkbar. Heute Abend sind wir mit Frau Jarema in einem urigen Brauereigasthof mit angeschlossenem Brauerei-Museum verabredet. Sie betreut das Thema Motorradtourismus im Landkreis Kulmbach und überreicht uns eine laminierte Tourenkarte mit vier erprobten Touren in der Bierregion. Gemeinsam wählen wir die ANSCHLUSSTOUR 4 als Tourentipp aus und unterhalten uns noch ausgiebig über das Tourismus-Engagement im Segment Motorrad. Initialzündung war hier die jährliche Motorradsternfahrt. Bis zu 40.000 Zweiradfans finden sich jährlich aus allen Himmelsrichtungen ein, um die Bierstadt vibrieren zu lassen. Nach und nach wurde auch dem Letzten in der Bevölkerung und der Gastronomie klar, dass die Biker weder Handtaschen rauben, noch fremde Kühlschränke plündern und scheinbar ein sehr bodenständiges Völkchen sind. Mit einer eigenen Tourenkarte und vielen anderen Serviceleistungen hat man deutlich gemacht, dass der Motorradfahrer inzwischen nicht nur zur Sternfahrt willkommen ist.
Multikulti am Motorradtreff Abersee
„Ochsenkopf“ sagt mein Tourpartner am nächsten Morgen beim Frühstück zu mir. Ich bin mir keiner Schuld bewusst und will schon zurückmaulen. „Das ist ein bekannter Berg hier im Fichtelgebirge und den sollten wir auf unserem Weg Richtung Bayerischer Wald anfahren“, führt er weiter aus und ich war froh, ihm noch kein Schimpfwort an den Kopf geworfen zu haben. „Klar, ist doch bekannt“, sage ich und eine gute Stunde später genießen wir den Fernblick vom Aussichtsturm des 1.024 Meter hohen Berges. Durch die Oberpfalz, die uns mit abwechslungsreicher Landschaft und netten Motorradstraßen verwöhnt, gelangen wir einige Stunden später zum Traditionstreffpunkt im Bayerischen Wald, dem Arbersee. Die Kennzeichen am Motorradparkplatz lesen sich wie eine Deutschlandreise und bei den Dialekten ist von rheinländisch, über sächsisch bis zum Icke alles dabei. Bayerisch wird auch gesprochen, es heißt hier natürlich boarisch. Während man in München noch das Gefühl hat, dem Lederhosendeutsch einigermaßen folgen zu können, verpufft diese Hoffnung hier wie eine gigantische Fehlzündung. Mitleidigen Blicken der einheimischen Biker entnimmst du, dass sie registriert haben, dass du sie nicht verstanden hast. Dann wiederholen sie ihre Ansage, aber nicht in hochdeutsch, sondern einfach nur lauter. Das nennen wir Selbstbewusstsein.
Diese Sprachprobleme haben wir mit Franz Treml, unserem Gastgeber, nicht, bei dem wir nach waldreicher Weiterfahrt entlang der tschechischen Grenze eintreffen. Bikerhotel Spiegelau nennt er seine Herberge und wir freuen uns sofort über seine sprachliche Kommunikationsfähigkeit. Wir kennen Franz schon lange von den vielen Motorradmessen auf denen er immer wieder präsent ist. Jetzt hat sich endlich die Gelegenheit ergeben den engagierten Bikerwirt zu besuchen. Der Yamaha-Tenéré-Fahrer zeigt uns sein Haus, das sogar mit einem Schwimmbad ausgestattet ist. Als er uns dann seine Bikergarage zeigt, fallen wir fast vom Glauben ab. Es gibt Städte, die würden sich freuen wenn sie so etwas als Parkhaus zur Verfügung hätten. Es sind aber nicht nur die Motorraddienstleistungen, die z.B. auch eine hauseigene Tourenkarte beinhalten, sondern die von Herzen kommende Gastlichkeit der Familie Treml, die dieses Bikerhaus zu etwas Besonderem machen. Unsere ANSCHLUSSTOUR 5 startet deshalb auch von hier und es ist eine Empfehlung mit dem Namen Tour de Franz.
Kurz vorm Ziel: Passau
Da wir uns den Besuch in einem der vielen Glaspaläste des Bayerischen Waldes mangels Transportmöglichkeiten sparen, ist die Drei-Flüsse-Stadt Passau unser touristisches Ziel des folgenden Tages. Dabei spielen die Motorradwege der Region alle Trümpfe aus. Vor allem die genialen und weit einsichtigen Kurvenstraßen lassen unsere Bikerherzen höher schlagen. Aber es geht auch allerkleinst. Einspurige Wirtschaftswege, die nicht mit einem Durchfahrverbot belegt sind und so entspannendes Motorradwandern zulassen.
Dann taucht sie auf, die eindrucksvolle Silhouette von Passau. Wir steuern die Bikes zum Parkplatz an der Donau und durchqueren kurz darauf die einmalige Altstadt. Der Dom St. Stephan mit der weltgrößten Dom-Orgel ist nur eines von vielen Highlights. Wir verzichten auf die anstehende Pfeifendemonstration und orgeln lieber auf unseren Bikes parallel der österreichischen Grenze entlang.
Am späten Nachmittag erreichen wir das Landhotel Gut Riedelsbach und sehen unseren langjährigen Bikerfreund und Gutsherrn Bernhard Sitter bereits von weitem in voller Aktion. Mit seiner Trachtenhose und den Holzschuhen mit unterschiedlichem Felldesign führt er gerade eine Touristengruppe in sein Brauerei-Kulturmuseum. Wir kommen gerade rechtzeitig, um an dem originellen Vortrag inmitten von Steinkrügen, Bierdeckeln und Sudkesseln teilzunehmen. Die anschließende Surhaxe und der mehrfache Test aller drei selbstgebrauten Biersorten sorgen für die nötige Bettschwere. Zufrieden, satt und mit einem Sprung ins komischerweise kreisende Bett, geht eine abwechselnde und begeisternde Reise zu Ende, die komplett in Bayern stattfand. Zu Ende? Noch nicht ganz, denn wir fahren sie noch, die ANSCHLUSSTOUR 6.
Nicht zuletzt wegen des am morgigen Abend stattfindenden Bierkulinariums, einem 5-Gänge-Menü mit begleitenden Bieren. Wer kann da schon Nein sagen. Prost!
Weiteres Tourenmaterial
Externe Links
Hinweis zum Kartenmaterial
Um die Nachfahrbarkeit unserer Tourenvorschläge zu gewährleisten, bieten die hier angebotenen gpx-Downloads eine hohe Wegpunktdichte und sind mit dieser Datenmenge nicht auf jedem Navisystem direkt darstellbar. Zur Bearbeitung kannst du diese gpx-Dateien in das für dein Navigationsgerät passende Routenprogramm importieren und dann in für das Gerät verdauliche Portionen aufteilen. Die endgültige Dateigröße ist dann abhängig vom Navi-Modell und der zugehörigen Software-Version. Solltest du keine Routensoftware besitzen, lässt sich diese Datei auch in den gängigen Online-Routensystemen bearbeiten. Diese bieten für nahezu alle Geräte auf dem Markt die passenden Konvertierungstools.