Honda VFR 1200F „Lemmy“ – Louis Spezial-Umbau
Von der Transformation eines opulenten Sporttourers.
Honda VFR 1200F
Nahezu perfekt und doch wird sie Opfer der LouisSchrauberCrew.
Der Schrei nach Freiheit
Auf der Suche nach verborgenen Perlen wird die LouisSchrauberCrew wieder einmal bei Honda fündig. Die VFR 1200F wird Basis für das neue Louis Bike. Denn deren brutal starker V4-Motor ist optional mit echter Rennsporttechnik bestückt (siehe extra Kasten). Honda packt diesen Motor in ein sehr aufwändig gemachtes Sporttourer-Vollornat, so dass man ihn praktisch nicht sehen kann. Das schrie nach Befreiung.
Geschrien, getan. Die VFR steht splitternackt in der Werkstatt der SchrauberCrew, ein riesiger Berg an Verkleidungsteilen, Abdeckungen und Blenden liegt auf der Werkbank. Die nachdenklichen Gesichter zeugen von der abermaligen Erkenntnis, dass von Beginn an als vollverkleidet konstruierte Motorräder unter der Haut überhaupt nicht schön sein müssen – sieht man ja eh nicht. Doch Sorgen machen nicht die vielen einzelnen Komponenten wie Ausgleichsbehälter oder Elektronikboxen samt dicken Kabelsträngen – das zu verstecken ist reine Fleißarbeit. Vielmehr kam unter der Verhüllung auch ein unglaublich massiger Rahmen mit deutlich mehr als handbreiten Profilen zu Tage. So gar nichts für Ästheten und nur durch erneutes Verhüllen zu entschärfen. Doch das war nicht der Plan.
Ganz neues Rahmenprogramm
So erhält Sam Wassermann von Uno den Auftrag, eines seiner legendär präzisen Gitterrohr-Fahrwerke für die VFR anzufertigen. Ganze acht Kilogramm leichter als das Original wird sein Werk. Bei Acewell entstehen neue Radnaben, die durch Kineo-Speichen und –Felgen komplettiert werden. Bei der Einarmschwinge sehen diese besonders lecker aus. Von YSS wird ein Federbein beigesteuert und nun geht das Rolling-Chassis erst einmal nach Italien, wo die Auspuff-Spezialisten von SHARK eine wunderschöne und vor allem leistungsfähige 4in1in2-Anlage um den Motor schmiegen bzw. schmieden. Die komplizierte Krümmerführung unter dem Motor erinnert an eine Schlangengrube.
Metallbauer rettet Tuner
Tuner Ulf Penner in Bremen ist die nächste Station. Er bearbeitet den Ansaugtrakt und verpasst ihm vier offene Ansaugtrichter. Das ist bei dem V4-Motor eine echte Augenweide und Ulf ist traurig, dass später ein Tank drübergestülpt wird und man nichts mehr von den Trichtern sieht. Den Motor stimmt er per Powercommander komplett neu ab.
Friedhelm Lammers, der seit Jahren die Alu-Teile für die Louis Bikes zaubert, bekommt von der SchrauberCrew zu den üblichen Vorgaben für Verkleidung, Tank und Sitzbank noch eine weitere: Ulf soll nicht traurig und die Ansaugtrichter daher sichtbar sein. Friedhelm setzt das perfekt um, wie auf den Bildern zu sehen.
Die Wiedervereinigung
Die SchrauberCrew baut nun das gesamte Bike mit Teilen von Gilles, T&T, Xenolen, Highsider, LSL, TRW u.v.a. neu auf. Viele neue Halterungen sind zu bauen und der gesamte Kabelbaum wird umgestrickt. Ganz zum Schluss verpasst Custom-Lackierer Danny Schramm der VFR eine angesagte Splash-Lackierung, die er per Schleifscheibe um kubistische Elemente ergänzt.
Das Gesamtergebnis ist höllisch laut und purer Heavy-Metal. Lemmy eben.
„DCT“: Rennsporttechnik in der VFR
„Double Clutch Transmission“, also Doppelkupplungs-Getriebe heißt das Zauberwort. Was man davon hat? Auf jeden Fall schon mal keinen Kupplungs- und Schalthebel mehr. Geschaltet wird an der linken Lenkerarmatur mit kleinem Taster. Oder man läßt schalten, denn das DCT kann es auch ganz allein – und wie! Im Sport-Modus reißt es die Karre ohne jeglichen Schubverlust beim Gangwechsel dermaßen nach vorn, dass das Gesicht in Richtung Hinterkopf wandert und man vollauf damit beschäftigt ist, nicht runterzufallen. Gefechtsmäßiges Anfahren will allerdings geübt sein – denn bei „Gas auf“ kuppelt das DCT sofort ein und ebenso sofort geht es mächtig nach vorn oder eben mächtig irgendwohin.